Egal, wie herum Sie den Netzstecker in die Steckdose stecken, die Nachttischlampe leuchtet immer, wenn sie eingeschaltet wird. Doch was passiert, wenn Sie sich schlafen legen und das Licht ausmachen? Hier gibt es neben geschirmten Kabeln und Verteilerleisten auch eine sehr einfache, aber hochwirksame Möglichkeit, die individuellen Belastungen zu minimieren.
Ohne Spannung nichts los – oder doch?
Ohne Strom und Spannung funktioniert in unserer technisierten Welt nichts mehr. Achten Sie mal darauf, wie viele Geräte bei Ihnen zuhause dauerhaft an eine Steckdose angeschlossen sind. Und auch wenn es sich im ersten Moment seltsam anhört: Es spielt eine wesentliche Rolle, wie herum man einen Stecker in die Steckdose steckt. In der Handhabung bzw. Funktionalität des Gerätes ändert sich nichts, jedoch kann der „falsch“ herum eingesteckte Netzstecker zu einer massiven Belastung durch elektrische Wechselfelder führen, was insbesondere während der Schlafphase problematisch ist.
Die Netzspannung mit 50 Hz
Die öffentlichen Stromversorgungsnetze werden in Europa mit 50 Hz – Hertz – betrieben. Das bedeutet, dass innerhalb von 1 Sekunde die Spannung 50 Sinuswellen durchläuft. Hierbei wird die Polarität regelmäßig gewechselt: Es gibt 50-mal einen positiven Wert und 50-mal einen negativen Wert. Insofern finden 100 Polaritätswechsel pro Sekunde statt. Diese haben nun einen Einfluss auf biologische Systeme, da überall elektrisch gesteuerte Prozesse stattfinden.
Stromkabel
Elektrische Geräte weisen in der Regel zwei- oder dreiadrige Kabel auf. Beim zweiadrigen Kabel sind das die Phase und der Neutralleiter, beim dreiadrigen Kabel die Phase, der Neutralleiter und der Schutzleiter. In der Phase steht die Wechselspannung mit 230 V an. Wird Strom verbraucht, so fließt dieser über die Phase zum Verbraucher und über den Neutralleiter zurück. Der Schutzleiter dient dazu, im Falle eines Kurzschlusses im Gerät oder in der Geräteleitung den Menschen vor einem elektrischen Schlag zu schützen.
Für den Betrieb von Elektroherden werden in der Regel fünfadrige Kabel verlegt: Dort gibt es die Phase 1, Phase 2, Phase 3, den Neutralleiter und den Schutzleiter. Dieses System wird auch als Drehstromanschluss bezeichnet. Auf Drehstromanschlüsse wird im folgenden Text nicht eingegangen.
Schukostecker und Flachstecker
Die Schukostecker weisen – mit Ausnahme von Deutschland und Österreich – eine asymmetrische Form auf, so dass sie nur in einer bestimmten Weise in die Steckdose gesteckt werden können. Jedes Land hat eine eigene Bauform für den Stecker und die Steckdose, deswegen können z. B. die französischen Stecker nur in Frankreich benutzt werden.
In Deutschland und Österreich sind die Schukostecker vom Typ CEE 7/4 dagegen symmetrisch, sie sind rund und weisen zwei Stifte für Phase und Neutralleiter auf. Zwischen ihnen befinden sich an der Ober- und Unterseite des Steckers versenkt zwei Kontakte für den Schutzleiteranschluss. Wie herum der Stecker in die Steckdose gesteckt wird, spielt keine Rolle für die Funktion des angeschlossenen Gerätes.
Flachstecker, auch Euro-Stecker genannt, weisen eine flache Bauform auf und können aufgrund ihrer Bauweise in fast jede Steckdose Europas gesteckt werden, ohne dass es eines speziellen Adapters bedarf.
Wo ist die Phase?
Um nun ein Gerät ein- oder auszuschalten, gibt es z. B. Kipp- oder Drehschalter. Bei fest installierten Leitungen bzw. in oder auf der Wand befestigten Schaltern muss der spannungsführende Draht, also die Phase, geschaltet werden.
Anders schaut es jedoch aus, wenn Geräte einen Netzstecker haben, der in die Steckdose gesteckt werden muss. Hier ist zunächst zwischen Schukosteckern und Flachsteckern zu unterscheiden. Bei Schukosteckern werden dreiadrige Kabel benutzt: Phase, Neutralleiter und Schutzleiter. Im Gegensatz dazu weisen Flachstecker nur zweiadrige Kabel auf: Phase und Neutralleiter.
In Ländern mit asymmetrischen Schukosteckern wird vorgegeben, an welcher Stelle in der Steckdose die Phase sein muss. Dies ist in Deutschland und Österreich nicht der Fall. Die Phase kann somit sowohl links als auch rechts in der Steckdose angeklemmt sein. Und es passiert auch, dass in einer Doppelsteckdose einmal rechts und einmal links die Phase angeklemmt wird.
Um die Lage der Phase herauszufinden, bedarf es eines Prüfgerätes, wie zum Beispiel eines Phasenprüfers – ab 2 Euro – oder höherwertiger Geräte. Mit ihnen kann die Lage der Phase in der Steckdose geprüft werden.
Was schaltet ein Schalter?
Wird nun ein Gerät, sei es mit einem Schukostecker oder einem Flachstecker, in eine Steckdose gesteckt, so befindet sich irgendwo im Verlauf des Kabels oder direkt am Gerät ein Schalter, mit dem das Gerät eingeschaltet oder ausgeschaltet werden kann. Und hier beginnt nun die Problematik, die im Folgenden erläutert wird. Es spielt nämlich eine ganz entscheidende Rolle, ob der Schalter nun die Phase oder den Neutralleiter unterbricht.
Wird die Phase, also der spannungsführende Draht, mit dem Schalter unterbrochen, so steht die Wechselspannung von der Steckdose über das Kabel nur bis zum Schalter an. Wir bezeichnen diese Position als „richtig“.
Wird jedoch der Neutralleiter, also der stromrückführende Draht, mit dem Schalter unterbrochen, so steht die Wechselspannung von der Steckdose über die Phase des Kabels bis zum Gerät und zurück bis zum Schalter an. Der spannungsführende Draht – also die Phase – wird nicht durch den Schalter unterbrochen, sondern an diesem vorbeigeführt. Wir bezeichnen diese Position als „falsch“.
In der „falschen“ Position endet die Spannung also nicht im Gerät, sondern der Neutralleiter steht vom Gerät bis zum Schalter auch unter Wechselspannung. Das führt zu deutlich höheren elektrischen Wechselfeldern, als wenn nur ein Draht unter Spannung steht.
Einpolige und zweipolige Schalter
In früheren Zeiten gab es nur zweipolige Schalter. Hierbei wurde sowohl die Phase als auch der Neutralleiter mit einem Handgriff unterbrochen. Das war gut so! Diese Schalter sind heute fast komplett vom Markt verschwunden.
Einpolige Schalter sind der Standard. Bei ihnen wird nur ein Draht – Sie wissen genauso wenig wie ich, ob die Phase oder der Neutralleiter – geschaltet.
Bei Geräten, die mit einem Schukostecker versehen sind, kann man in Deutschland oder Österreich von außen nicht erkennen, wie herum sie in die Steckdose gesteckt werden sollen. Das gilt ebenso für Geräte mit einem Flachstecker/Euro-Stecker.
Ankopplung elektrischer Wechselfelder
Kabel, die unter Wechselspannung stehen, strahlen elektrische Wechselfelder ab. Diese koppeln bevorzugt an gut elektrisch leitfähige Materialien an, wie es z. B. Stahlspiralen in Federkernmatratzen, metallische Bettgestelle oder der menschliche Körper selbst sind. Die angekoppelten Felder enden jedoch hier nicht, sondern sie werden durch elektrisch leitfähige Materialien weiter verschleppt bzw. „weitergereicht“. Das metallische Bettgestell „bestrahlt“ seinerseits mit elektrischen Wechselfeldern, beispielsweise von der Nachttischlampe, die im Bett liegende Person. Diese wiederum „bestrahlt“ die neben ihr liegende Person. Und so weiter.
Biologische Effekte
Alle biologischen Prozesse werden durch körpereigene Spannungen gesteuert und reguliert. Unter Wechselspannung stehende Kabel erzeugen elektrische Wechselfelder, die ihrerseits wiederum zu Störungen dieser Prozesse führen können.
Nachttischlampen, die „falsch“ herum eingesteckt sind, führen vermehrt zu folgenden gesundheitlichen Problemen: Einschlafschwierigkeiten, nächtliches Schwitzen, Unwohlsein, sich morgens wie gerädert fühlen usw.
EUROPAEM – Das sagen die Umweltmediziner
Die Europäische Akademie für Umweltmedizin e. V., EUROPAEM, ist ein gemeinnütziger Verein zur Förderung von Forschung und Praxis der klinischen Umweltmedizin. Sie hat im Jahr 2016 die EMF Leitlinie zur Prävention, Diagnostik und Therapie EMF-bedingter Beschwerden und Krankheiten in einem medizinischen Fachjournal publiziert. Die EMF Leitlinie berücksichtigt zahlreiche wissenschaftliche Forschungsergebnisse und Publikationen. Sie leitet daraus Empfehlungen für maximale Werte für elektrische Wechselfelder an Büro-Arbeitsplätzen sowie Schlafplätzen ab. Für Schlafplätze werden nicht mehr als 1 V/m – Volt pro Meter – empfohlen.
Prüfung der richtigen Schalterposition
Wie oben beschrieben, kann die Lage der Phase in einer Steckdose mit einem einfachen Phasenprüfer, auch Prüfschraubenzieher genannt, getestet werden. Diese Geräte sind jedoch nicht in der Lage, berührungsfrei – also bei einem Kabel von außen – zu erkennen, ob ein Draht unter Spannung ist oder nicht. Der Markt bietet dazu viele Testgeräte an, wie zum Beispiel auch den Multitester MS 18/2. Auch wenn er fast genauso ausschaut wie ein Phasenprüfer, so gibt es doch einen gravierenden Unterschied: In seinem Innenbereich sind kleine Batterien, so dass das Gerät auch bei einer kontaktlosen Prüfung des Kabels verlässlich anzeigen kann, ob es unter Spannung steht oder nicht. Leider wird diese Funktion beim Multitester MS 18/2 in der Bedienungsanleitung nicht erläutert. Deswegen stellen wir Ihnen extra eine spezielle Bedienungsanleitung dafür zur Verfügung.
Was können Sie tun?
Stecken Sie Ihr Gerät wie gewohnt in die Steckdose und schalten Sie es aus. Nehmen Sie nun den Multitester oder ein ähnliches Gerät und halten Sie das Gerät an das Kabel zwischen der Steckdose
und dem Schalter: Dann muss es immer anzeigen, dass Spannung auf der Leitung ist. Eine Überprüfung der Leitung nach dem Schalter wird zeigen, ob die Phase oder der Neutralleiter geschaltet wird.
Meldet das Prüfgerät nach wie vor Spannung auf der Leitung, so wird der Neutralleiter und nicht die Phase geschaltet.
Ziehen Sie nun den Stecker aus der Steckdose und drehen ihn um 180 Grad, so dass die beiden Pole/Stifte am Stecker sozusagen vertauscht sind.
Stecken Sie den Stecker wieder in die Steckdose und testen Sie mit Ihrem Prüfgerät, ob dieses nun in der Leitung nach dem Schalter keine Spannung mehr anzeigt/meldet.
Wenn dies der Fall ist, dann herzlichen Glückwunsch! Sie haben soeben die preiswerteste Maßnahme ergriffen, Ihre Belastung durch elektrische Wechselfelder um bis zu 90 % zu senken.
Dieses Vorgehen zeigen wir Ihnen im folgenden Videobeitrag.
Wie erkennen Sie in Zukunft die richtige Lage des Steckers?
Natürlich kann es durchaus vorkommen, dass Sie den Stecker der Nachttischlampe oder eines anderen Gerätes gelegentlich aus der Steckdose ziehen. Um anschließend nicht erneut die Prüfung der „richtigen“ Lage des Steckers durchführen zu müssen, gibt es einen kleinen Tipp, sich die richtige Position des Netzsteckers zu merken. Markieren Sie die Unterseite des Steckers, wenn er in der „richtigen“ Position ist. Benutzen Sie dazu am besten ein farbiges Isolierband und keinen Nagellack oder Tipp-Ex oder Edding Stift. Es könnte durchaus einmal der Fall sein, dass Sie dieses Gerät in eine andere Steckdose stecken wollen und genau dort sind dann Phase und Neutralleiter vertauscht – was Sie aber nicht von außen erkennen können. So würden Sie sich unbewusst einer extrem hohen elektrischen Wechselfeldbelastung aussetzen. Daher lautet die Empfehlung: Überprüfen Sie die richtige Lage des Steckers und bringen Sie die Markierung durch ein Isolierband dann einfach auf der anderen Seite des Steckers an.
Worauf Sie achten sollten!
Leider ist es so, dass das oben beschriebene Prüfvorgehen nicht immer funktioniert.
Wenn Sie eine LED-Beleuchtung mit einem elektronischen Netzteil haben, so wird Ihnen immer angezeigt, dass 50 Hz Felder vom Kabel abgestrahlt werden, egal wie
herum Sie den Stecker in die Steckdose stecken. Durch den Schalter kann durchaus die Phase unterbrochen werden, die angekoppelten elektrischen Wechselfelder stört dies jedoch nicht, sie werden
vom Kabel weiterhin abgestrahlt. Wenn Sie die Nachttischlampe nicht entsorgen wollen, dann schauen Sie sich den Beitrag zu Netzabkopplern / Netzfreischaltern an.
Bei Touchsensor-Lampen wird immer Spannung benötigt, damit Sie durch Berühren des Gehäuses das Leuchtmittel ein- und ausschalten oder in verschiedenen Helligkeitsstufen dimmen
können. Der „Schalter“ befindet sich im metallischen Gehäuse und das Leuchtmittel wird immer ein elektrisches Wechselfeld abstrahlen. Hier bietet sich nur die Möglichkeit, diese Lampe gegen eine
„vernünftige“ Lampe konventioneller Bauart auszutauschen.
Und hier zeigen wir Ihnen das oben beschriebene Vorgehen in unserem Videobeitrag.
Dietrich Moldan (Donnerstag, 08 Dezember 2022 12:26)
Danke für Ihre Ergänzungen! Nicht jeder spürt das Kribbeln - aber mancher.
Schön, dass Sie mit dem Multitester die "unsichtbare" Strahlungsschleuder Staubsauger gefunden haben. Es gibt noch viele weitere unerkannte Quellen im Haushalt, die es zu entdecken und zu entschärfen gilt.
M.T. (Montag, 14 November 2022 16:07)
Danke für diesen sehr klaren Beitrag. Es gibt noch eine weitere Methode, um auch ohne Tester bestimmte Geräte - nicht alle - richtig herum anzuschließen. Wenn die Geräte Metallteile haben, können diese unter Umständen erheblich unter der 50 Herz-Schwingung stehen. Dies betrifft z.B. Halogen-Lampen mit Trafo im Fuß und Schnur-Tritt-Schalter. Wenn man an über die Metallteile mit der Hand streicht, fühlt man ein Kribbeln. Nach dem Umdrehen des Steckers ist das Kribbeln weg. Wenn die Lampe lange Metallteile hat, 2 m zum Beispiel, dann hat man bei Nichtbeachtung dieser Tatsache einen erheblich großen, strahlenden Körper in der Nähe. Noch eine Hinzufügung: Mit dem Strahlungsmesser habe ich z.B. meinen Staubsauger, der immer angeschlossen in einer Ecke steht, als Strahlungsemittenten entlarvt.
Es gibt so viele Möglichkeiten im Haushalt, sich Strahlung einzufangen.